Modefirmen und Einzelhändler: #PayYourWorkers!

Millionen Näher*innen haben seit Beginn der Pandemie ihre Jobs verloren und massive Lohneinbussen hinnehmen müssen. Die Armutslöhne in der globalen Textilindustrie erlaubten schon vor der Krise keine Rücklagen für Notsituationen. Arbeitslosigkeit und ausbleibende Lohnzahlungen bedeuten nun für viele Menschen unmittelbar Hunger und Verschuldung.

Wir fordern von Modefirmen und Einzelhänderln, dass sie Löhne und Abfindungen sicherstellen und Arbeitsrechte respektieren.

Was wir von Modemarken fordern:

Millionen Textilarbeiter*innen auf der ganzen Welt verlieren ihre Arbeit ohne Entschädigung oder müssen große Lohneinbussen hinnehmen, obwohl bereits ihre normalen Einkommen kaum zum Überleben reichten. Die meisten von ihnen sind Frauen. Der Hunger zwingt jene, die noch Arbeit haben, ihr Leben an Arbeitsplätzen ohne ausreichende Schutzmassnahmen zu riskieren.

Mit #PayYourWorkers fordern wir von Amazon, Nike und Next und allen anderen Modefirmen und Einzelhändlern:

  • Zahlen Sie den Arbeiter*innen, die Ihre Kleidung herstellen, während der Pandemie ihren vollen Lohn oder stellen Sie sicher, dass Ihre Lieferanten dies tun.

  • Stellen Sie sicher, dass die Arbeiter*innen nie wieder mittellos dastehen, wenn ihre Fabrik in Konkurs geht: Verhandeln und unterzeichnen Sie einen Garantiefonds für Abfindungszahlungen.

  • Schützen Sie das Recht auf Kollektivverhandlungen und Gewerkschaftsfreiheit.

Arbeiter*innen sollen nicht für die Krise bezahlen müssen

Die Löhne der Menschen, die unsere Kleidung nähen - die große Mehrheit sind Frauen - zählen zu den niedrigsten weltweit. Durch Covid-19 hat sich die Situation verschärft: Allein in den ersten drei Monaten der Pandemie haben die Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie mindestens drei Milliarden US-Dollar an Einkommen verloren, eine Zahl, die weiterhin ansteigt. Etwa 10% der Beschäftigten haben ihre Jobs verloren. Millionen weitere sind von Entlassung bedroht, haben seit Monaten nicht den vollen Lohn erhalten und riskieren täglich ihre Gesundheit in Fabriken ohne angemessene Covid-19-Schutzmassnahmen. Sie lassen Mahlzeiten aus, müssen sich Geld für Lebensmitteleinkäufe leihen und können kaum mehr ihre Familien ernähren. Gleichzeitig werden ihre Rechte, sich gewerkschaftlich zu organisieren, zunehmend eingeschränkt.

Über Jahrzehnte haben Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen die überwiegend weiblichen Beschäftigten in der Bekleidungs- und Schuhindustrie in prekären Verhältnissen und Armut gehalten; die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treffen sie nun mit voller Härte.

Je schlechter die Arbeitsbedingungen, umso schlechter ist auch meist die Wohnsituation. Wanderarbeiter*innen etwa leben oft auf engstem Raum in Gemeinschaftsunterkünften ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen. Frauen sind zusätzlich Mehrfachbelastungen und zusätzlichen Risiken ausgesetzt, da Haushalts-, Betreuungs- und Pflegearbeiten in vielen Haushalten auf die Frauen abgewälzt werden.

Besonders bedroht sind auch jene, die jetzt für ihre Rechte eintreten oder Kolleg*innen unterstützen. Leider werden die Pandemie und mit ihr verbundene Massnahmen als Vorwand missbraucht, um Menschen zu diskriminieren und gewerkschaftliche Rechte und Freiheiten einzuschränken, indem z.B. gewerkschaftlich organisierte Arbeiter*innen als erste entlassen werden.

#PayYourWorkers #Respect Labour Rights!

Informationen zur aktuellen Situation in verschiedenen Ländern im Live-Blog der Clean-Clothes-Campaign.

Bekleidungsunternehmen müssen sofort handeln und sicherstellen, dass die Arbeiter*innen, die für sie Kleider herstellen, vollständig bezahlt werden und im Fall von Fabrikschliessungen oder Entlassungen ihre volle Abfindung erhalten. Es bräuchte von großen Modefirmen und Einzelhändlern wie Nike, Amazon und Next nur einen geringen Beitrag um sicherzustellen, dass die Arbeiter*innen das Einkommen erhalten, das sie brauchen, um die Pandemie zu überleben, und ein soziales Grundsicherungssystem gegen das Risiko Arbeitslosigkeit aufzubauen.

Ein massives Machtgefälle prägt die globalen Lieferketten der Modeindustrie: Markenfirmen und große Einzelhändler bestimmen, was verkauft und produziert wird, drücken Preise und Lieferzeiten bei ihren Lieferanten, entziehen sich aber zugleich ihrer Verantwortung für die Schattenseiten ihres Geschäftsmodells: Ausbeutung, Armutslöhne, prekäre Arbeitsbedingungen, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen.

In der Krise ist das verantwortungslose Geschäftsmodell verheerend

Bereits vor der Pandemie zahlten einige Modefirmen ihre Lieferanten erst drei Monate nach Lieferung der bestellten Waren. Sie nutzten dies nun im Frühjahr 2020 aus, um unter dem rechtlich meist nicht haltbaren Vorwand der «höheren Macht» Bestellungen zu stornieren und sogar die Bezahlung fertiger Aufträge zu verweigern, so dass Fabrikbesitzer auf den Waren und den Kosten für Stoff und Arbeit sitzen blieben. Jeder zweite Zulieferer hat einen Auftragsrückgang von über 50% im Vergleich zum Vorjahr, bei jedem fünften Zulieferer liegt der Rückgang sogar bei 75% und mehr (Mark Anner und WRC, Leveraging Desperation, October 2020). Die Pandemie macht sichtbar, dass in Lieferketten, in denen Modefirmen und große Einzelhändler das Sagen haben, die Kosten und Risiken nach unten, auf Lieferanten und Dienstleister und letztendlich auf die Arbeiter*innen abgewälzt werden.

Die meisten Fabrikbesitzer*innen arbeiten mit geringen Gewinnmargen und verfügen nicht über ausreichende Barreserven oder Zugang zu Krediten, um die Beschäftigten während Fabrikschliessungen oder bei niedriger Auslastung zu bezahlen und Phasen heftiger wirtschaftlicher Turbulenzen und Einbrüche zu überleben, wie wir sie aktuell in der Covid-19-Pandemie erleben.

Ungeordnete Konkurse, Massenentlassungen, Lohnaussetzungen sind die Folge.

  • Die gesunkene Nachfrage der Modeunternehmen hat in der globalen Lieferkette zu Überkapazitäten in Asien geführt. Textil-Lieferanten konkurrieren daher umso mehr um die begrenzten Aufträge, was die Modemarken ausnutzen, um die Preise weiter zu drücken. Laut der Studie «Leveraging Desperation» (Oktober 2020) berichten zwei von drei Zulieferern in über 15 Produktionsländern von durchschnittlich um 12% gefallenen Preisen. Um keine Auftraggeber zu verlieren, nehmen mehr als die Hälfte der Zulieferer gar Aufträge an, die nicht einmal alle Kosten decken. Auch Oxfam berichtet in der Studie «Shopping for a Bargain» (November 2020) über aggressive Preisverhandlungen, ungenaue Auftragsprognosen, kurze Vorlaufzeiten und Änderungen von Bestellungen in letzter Minute.

    Modemarken dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen

    Um Kosten zu drücken und Profite zu steigern haben die meisten Markenfirmen und Einzelhändler bewusst ihre Produktion an Standorten konzentriert, wo Armutslöhne, Gewerkschaftsunterdrückung und schlechte Sozialversicherungssysteme vorherrschen. Dies hat ihren Eigentümerfamilien, Aktionär*innen und Manager*innen über Jahrzehnte hinweg riesige Gewinne ermöglicht, während Textilarbeiter*innen ausgebeutet wurden. Mit Löhnen, die nicht einmal zum Leben reichen, haben sie keine Chance, Rücklagen zu bilden, die die negativen Folgen der Krise wenigstens dämpfen könnten: Der Verlust von Arbeit und Einkommen bedroht unmittelbar die Existenz Millionen in Armut gehaltener Haushalte. Darum fordern wir Markenfirmen und Einzelhändler auf, jetzt ihre Verantwortung für die Beschäftigten in ihren Lieferketten wahrzunehmen.

    Die Covid-19-Pandemie legt die tiefen Ungerechtigkeiten in der Bekleidungsindustrie offen!


    Jetzt ist die Zeit für Veränderungen!

    Unterzeichnen Sie die Petition an die Modefirmen und Einzelhändler und setzen Sie sich mit uns für eine gerechte Textilindustrie ein, in der Mensch und Umwelt Vorrang vor Profiten haben.

Jetzt unterzeichnen!

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