Existenzsichernde Löhne im Modegeschäft? Fehlanzeige!

Die Clean Clothes Kampagne nimmt 45 der wichtigsten europäischen Modefirmen unter die Lupe.

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Wien, 19.09.2019: Die Absichtserklärungen für existenzsichernde Löhne der allermeisten Modehäuser sind reine Papiertiger: Zu diesem Schluss kommt die Clean Clothes Kampagne (CCK) in ihrem „Firmencheck 2019“. Dafür wurden 45 der wichtigsten europäischen Modefirmen unter die Lupe genommen. Die Analyse zeigt, dass nach wie vor kein einziges Unternehmen einen existenzsichernden Lohn für seine NäherInnen sicherstellen kann. Gertrude Klaffenböck, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne in Österreich: „Die auf Freiwilligkeit basierenden Initiativen für Soziale Unternehmensverantwortung der letzten 20 Jahre haben am Elend der Textilarbeitenden leider nach wie vor nichts geändert. Es braucht dringend verbindliche Regeln und Gesetze anstatt freiwilliger Zertifikate und zahnloser Branchenkennzeichen.“

Der Befund ist so klar wie katastrophal: Die stetig wachsende Anzahl an freiwilligen Einzel- und Brancheninitiativen hat in den letzten Jahren die Lohnsituation in den Kleiderfabriken der Billigproduktionsländer kein bisschen verbessert. Nur gerade Mal fünf der 45 untersuchten Modefirmen fragen überhaupt bei ihren Lieferanten nach, ob ihre Einkaufspreise (zumindest theoretisch) die Bezahlung von Existenzlöhnen ermöglichen. Besonders schockierend ist auch, dass zahlreiche Modeunternehmen wie Amazon, Intersport oder Peek & Cloppenburg, Arbeiterinnen nicht einmal auf dem Papier ein Recht auf existenzsichernde Löhne anzuerkennen. Nur ein einziges Unternehmen (Nile – in der Schweiz ansässig) lieferte glaubhafte Hinweise, dass ein Teil der in ihrer Kleiderherstellung
Beschäftigten einen Existenzlohn* bekommt. Bis 2020 soll das für ihre gesamten Zulieferer gelten.

Erste Schritte bei Transparenz von Lieferanten
Leichte Fortschritte lassen sich bei der Transparenz von Lieferketten verzeichnen: Die Hälfte aller befragten Firmen veröffentlichen inzwischen Informationen über ihre Zulieferer, auch wenn dabei die Qualität und der Umfang der Daten stark variiert. Zu den schwarzen Schafen, die keine Informationen zu ihren Zulieferbetrieben veröffentlichen, zählen nach wie vor große Modefirmen wie Intersport, Tally Weijl oder der Online-Gigant Zalando, der für seine Eigenmarken keinerlei Angaben über Zulieferer macht.

Verbindliche Regeln für Unternehmen, auch Politik ist gefragt
Die Clean Clothes Kampagne fordert von den Modeunternehmen einmal mehr, endlich verbindliche Vereinbarungen zu treffen. Klaffenböck dazu: „Die Untätigkeit von Unternehmen können wir nur als Zeichen rücksichtsloser Geschäftspraktiken und mangelnden Respekts gegenüber Arbeiterinnen und ihrem Recht auf existenzsichernde Löhne interpretieren.“ Ein Aktionsplan mit konkreten Zielsetzungen und kontrollierbarem Zeitplan ist absolut überfällig. Von der österreichischen Regierung fordert die Clean Clothes Kampagne, das Sozialverantwortungsgesetz zum Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit im Bekleidungssektor auf den Weg zu bringen und auf internationaler Ebene den Prozess für verbindliche Regeln zum Schutz von Menschenrechten in der Wirtschaft voranzutreiben.

 

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